Das unentdeckte Land
Gastfreundschaft ist eine Tugend,
die man durchaus prähistorisch nennen kann.
Bis zur heutigen data-driven Hotel-Industrie war es ein weiter Weg.
Fangen wir also ganz vorn an. Rechts klicken oder wischen.
Handelsreisen und Klosterherbergen
Hotels, wie wir sie heute kennen, erwachsen im Verlauf der Geschichte aus einfachen Gasthäusern am Straßenrand oder aus Klosterherbergen. Grundlegend ist die Entstehung von Handelsrouten.
Wo gehandelt wird, dort sind Übernachtungsmöglichkeiten für die Händler erforderlich. Die Geschichte der professionellen Beherbergung und Verpflegung ist deshalb von Handelsreisen (und übrigens von Kriegszügen) nicht zu trennen. Mit der neuen Infrastruktur, den Straßen- und Schiffs-Verbindungen, kommen auch die Reisenden.
Das koloniale Zeitalter
Die imperialen Handelsrouten des Altertums erleben infolge der Kreuzzüge eine Renaissance. Der Hunger des Westens auf die Handelsgüter des Ostens wächst.
Die Entdeckung der neuen Welt im Westen läutet das koloniale Zeitalter ein. Doch die wirtschaftliche Globalisierung dient nur den Privilegierten. Noch für lange Zeit bleibt das Reisen ein Privileg der Reichen (und der äußerst Abenteuerlustigen).
Das erste Hotel
Erst im Zeitalter der Aufklärung, im Jahre 1774, eröffnet das erste Hotel, das sich selbst diesen Namen gibt: Das „Grand Hotel“ in London. Das Reisen bleibt den gutbetuchten Händlern und den wohlhabenden Schichten vorbehalten.
Es bricht die Zeit der legendären Luxushotels an: Hier wird den zahlungskräftigen Gästen jeder Wunsch von den Lippen abgelesen. Und einige dieser Traditionshäuser gibt es noch heute.
Neue Mobilität
Auch im Zeitalter der Industrialisierung, im 19. Jahrhundert, bleibt der Hotelbesuch noch lange der gesellschaftlichen Oberschicht vorbehalten, doch die Welt beginnt kleiner zu werden.
Erfindungen wie die Eisenbahn verändern allmählich die Lage. Eine stetig wachsende Anzahl von Menschen will oder muss mobil sein. Eine neue Art von Hotel nimmt die „neuen Reisenden“ in den Blick. Und stetig neue Angebote heizen den Wettbewerb an.
Recht auf Urlaub
Das 20. Jahrhundert spitzt diese Entwicklung zu. Durch die Sozialgesetzgebung in Europa erhalten Arbeitnehmer überhaupt erst Anspruch auf Urlaub.
Der zunehmende Bedarf an Übernachtungsmöglichkeiten sorgt für die Spezialisierung in der Hotelindustrie. Luxus und Pomp weichen den pragmatischen Lösungen.
Motels und Business-Hotels entstehen. Funktionalität und der kleinere Geldbeutel einer neuen Kundschaft bestimmen das Bild.
Massentourismus
Der Massentourismus, wie wir ihn heute erleben, entsteht erst nach der Ölkrise in den 70er Jahren. Die Reisekosten sinken drastisch.
Immer mehr Reisende legen größere Entfernungen zurück — Vielflieger mit vielseitigen Bedürfnissen.
Hotelketten und Franchises
Die Hotelindustrie erlebt eine funktionale Segmentierung. Hotels spezialisieren sich auf ihre Kundengruppen. Und die neuen Reichweiten der Gäste gestalten das einst überschaubare Hotelgeschäft äußerst komplex.
Einzelne Hoteliers stehen plötzlich Hotelketten und Franchises gegenüber. Der Konkurrenzkampf wird nicht nur deutlich härter, er verlagert sich auch zunehmend auf globale Vertriebswege.
Online-Buchungen und OTAs
Die 90er Jahre bringen das Internet. Damit ist der globale Konkurrenzkampf in der Hotellerie eine Tatsache.
OTAs krempeln den Markt kräftig um, auch weil viele Hotels aufgrund fehlender Digitalkompetenz zu viel Kontrolle über ihre eigenen Preise abgeben.
Die ständig wachsende Konkurrenz macht es immer wichtiger, globale Daten zum eigenen Vorteil zu nutzen, um überhaupt noch profitabel zu sein.
Mobiles Internet
Das 21. Jahrhundert bringt eine Zeit noch größerer Beschleunigung. Das Internet ist längst mobil geworden und rückt uns durch immer neue Gadgets auf die Haut, vor die Augen und auf die Ohren.
Kein Hotel kann sich dem Einfluss von OTAs, von Bewertungen und Preisvergleichen im Internet entziehen.
Für Hotels bedeutet das:
Eine wachsende Konkurrenz, dabei aber weniger Übersicht und dahinschmelzende Margen.
Die Verarbeitung verlässlicher, globaler Informationen wird essentiell für den Erfolg. Die schiere Menge an Daten lässt sich allein nicht bewältigen. Hotels müssen eine Expertise in der Analyse von Daten aufweisen, die jenseits ihrer Kernkompetenzen liegt. Nicht erst die Corona-Pandemie führt uns allen vor Augen, wie wichtig es ist, ein Hotel „smart“ zu betreiben. Jetzt gilt es mehr denn je, den Spieß umzudrehen: nicht die Technik den Menschen bestimmen zu lassen. Sondern Hotels zu ermächtigen, Technologien in ihrem Sinne einzusetzen.
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